Sonntag, 06.11.11
Die Pfarrgemeinde Mühlbach hat anlässlich meines 70. Geburtstages mir eine Erkundungsreise spendiert. Beim Reisebüro „Gatterer“ bin ich fündig geworden, das eine Wanderung durch Andalusien ausgeschrieben hatte. Die südlichste Provinz Spaniens hat mich immer schon interessiert, denn von der Geschichte her hat dieses Land so Vieles zu bieten, auch religionsgeschichtlich sind einige Städte von großer Bedeutung.
Um drei Uhr Früh also bin ich aufgestanden, um vier Uhr abgeholt worden. In Vahrn bei der Auto-Raststätte sind wir mit dem Bus nach München weitergefahren. Unterwegs haben wir an einer Raststätte Halt gemacht, drei Reichenhaller sind dann noch zugestiegen. So sind wir überpünktlich auf den Flughafen München angekommen. Größte Reserviertheit unter uns Teilnehmern war festzustellen. Die wenigsten kannten sich und niemand wollte Radelführer sein. In München haben sich inzwischen die Wolken gelichtet und mit einer dreiviertel Stunde Verspätung sind wir bei herrlichem Wetter gestartet Richtung Madrid. Im Flugzeug selber war die Gruppe ganz verstreut und zum ersten Mal in meinem Leben hat es im Flugzeutg nichts zu essen gegeben, außer man hat es um teures Geld bestellt. Es war ein großes spanisches Flugzeug mit über 220 Passagieren. Die Sprache der Ansager war spanisch und englisch. Im Flugzeug habe ich mich fest eingelesen, um wenigstens mit dem Geiste bei den Sehenswürdigkeiten Andalusiens present zu sein. Wegen der Verspätung waren wir alle in Spannung, weil wir den Anschlus nach Sevilla nicht verpassen wollten; aber es ist uns gelungen, schnell von einem Flugzeug zum anderen zu springen. Ab Madrid war es wieder wolkenlos, so dass man das Land der Spanier bestens sehen konnte. Mir ist aufgefallen, daß Spanien nur spärlich besiedelt ist und eher einer Wüste gleicht als einem üppigen Land. Erst im Süden war alles wieder bewaldet, schön grün und mit vielen Olivenbäumen bepflanzt. Voller Freude sind wir in Malaga gelandet, aber o Schreck: kein einziger Koffer ist angekommen. Was tun? Vermisßtenanzeige machen und hoffen, daß alles nachkommt. Aber wie sich benehmen, wenn alles fehlt. Mit ziemlicher Verspätung sind wir in das schöne Hotel „BECQUER“ gefahren, haben die Zimmer belegt und sind dann gleich mit Taxis weiter zu einem Restaurant, um das Abendessen einzunehmen. Alle hatten Hunger, denn seit Morgens hatten die meisten von uns nichts gegessen. In einer Taverne haben wir ein typisch spanisches Essen mit 6 Gängen serviert bekommen, das auch sehr gut war. Das alles hat die Spannung gebrochen und die ersten Ansätze von Gruppenbildung sind dadurch entstandenl. Froh und dankbar wind wir Abends spät ins Bett gefallen.
Montag, 07.11.11 / Sevilla – Cordoba
Das gute Hotel – das schöne Wetter und der gute Schlaf; alles hat beigetragen, dass das Fehlen der Koffer auf die gute Stimmung nicht gedrückt hat. Die Gruppe war auf verschiedene Hotels aufgeteilt und pünktlich um 9.00 Uhr haben wir uns im Zentrum von Sevilla getroffen um mit einem spanischen Stadtführer uns die Geschichte der Stadt erklären zu lassen. So sind wir bei den berühmten Gärten des Königspalastes, im Judenviertel und vor den Häusern des „Barbiere di Sevilla“ und dem Geburtshaus von Murillio vorbeigezogen, bis wir im schönsten Licht vor der großartigen Kategrale von Sevillia gestanden sind. Sie soll der größte gotische Bau überhaupt sein und die Hochzeitskirche der spanischen Könige. Sie zu beschreiben ist zu gewagt denn man kann sie nur staunend betrachten. Da gibt es einmal den höchsten gotischen holzgeschnitzten Altar, 23 m hoch, alles vergoldet, mit hunderten von Figuren, dann das Grab von Christophorus Kolumbus, ein großer geschnitzter Chor, bunte Fenster aus dem 15. Jh. und unzählige Schätze aus Gold und Silber. Der Altar allein mit 130 kg Gold verziehrt und eine Monostranz, die über 1.800 kg wiegt. Einmalig ist der Turm, 97 m hoch. Ursprünglich war es ein Minarett, dann als Glockenturm umgebaut und erhöht. Auf 38 schiefen Rampen kommt man hoch und vom Glockenstuhl aus hat man einen herrlichen Überblick auf die ganze Stadt. Nach einem kurzen Imbiss fahren wir mit einem Kleinbus weiter nach Cordoba. Der Weg dorthin führt durch eine karge Gegend kaum besiedelt 143 km nord östlich gelegen. Um ½ 5 empfängt uns eine Spanierin. Sie erzählt zunächst die Geschichte der Moslems, die in Cordoba ihren Sitz hatten und die Stadt bis über 300.000 Einwohner anw3achsen ließen, während in Rom nur 20.000 Einwohner waren. Berühmte Männer wie Maimonides und andere Gelehrte haben die Stadt zum kulturellen Mittelpunkt gemacht. In Cordoba wurden sämtliche griechische und römische Texte ins Arabische übersetzt und dadurch die alte Kultur für die Nachwelt gerettet. Hätten die damaligen Kalifen nicht die Forschung und Wissenschaft gefördert, wüßten wir von den alten Philosophen und Gelehrten nichts. Ihnen ist es zu verdanken, daß es im hohen Mittelalter einen literarischen Aufschwung gegeben hat. Von dieser Großartigkeit zeugt die Mosche, die heute noch zu der größten der Welt gehört. Sie ist über 300 m lang und über 100 m breit. Das ganze Gebäude steht auf über 900 Marmorsäulen und in der Mosche ist die Katedrale von Cordoba eingebaut, die auch sehr groß ist, aber nicht einmal ein 10tel der Gesamtfläche ausmacht. Das Wunderbare ist die Harmonie, die Ruhe, die Einfachheit und dennoch die Großartigkeit, die wahrgenommen werden kann. Leider kommt dieses Lineare nicht ganz zum Vorschein, weil sie durch die Katedrale gestört wird. Und demnach kann man nur staunend den Raum betrachten. Mein Fotoapparat ist zu Boden gefallen und so habe ich vom ganzen Ambiente kein Foto mehr machen können. Anschließend sind wir in einer Taverne zu unserem verdienten Abendessen, das uns moralisch wieder hochgebracht hat, weil inzwischen alle unsere Koffer eingelangt sind. Müde aber zufrieden sind wir wieder ins Bett gefallen und zwar im „Cordoba Central Hotel“.
Dienstag, 08.11.11 / Torremolinos
Das „Cordoba Central Hotel“ ist einmalig oder besser gesagt nobel. Die Städte Sevilla und Cordoba haben sich was Besonderes einfallen lassen, sie haben ihr kulturelles Gut bestens vermarktet. Vor allem Cordoba hat mit seinen großangelegten Gärten, den vielen Springbrunnen und den breiten Straßen Akzente für die Zukunft gesetzt. Ich kann mir vorstellen, daß die meisten sich freuen, in einer solchen Stadt zu wohnen. Zudem wird viel auf Sauberkeit gelegt. Aber seit 2 Jahren hat auch diese Stadt 32 % Arbeitslosigkeit, die immer noch steigt und man ist sich bewusst, daß die Politik gefehlt hat, denn sie hat nur den Tourismus gefördert und das Land vernachlässigt. Wie es weitergehen soll, weiß scheinbar niemand. Die Fahrt von Cordoba nach Malaga – Torremolinos ist landschaftlich eine Augenweide. Bei herrlichem Wetter glitzern die großen Olivenplantagen herrlich silbrig über sanfte Hügel und je höher wir fahren, um so grüner wird das Land. Auf einem Paß machen wir Halt, um uns auf die spätere Wanderung mit Lebensmittel einzudecken. Dann geht’s ziemlich steil hinunter nach Malaga und dann nach Torremolinos. Die Absicht war, die Koffer im Hotel abzulegen, um dann gleich weiter zu kommen. Mit Verspätung sind wir losgefahren hinauf auf eine Anhöhe, um dann von dort auf dem Hausberg von Torremolinos zu steigen. Ein ganz schmaler Gehsteig mitten durch eine total verwachsene Vegetation mit allen möglichen Sträuchern und Pflanzen führt hinauf zum Gipfel, wo man eine ausgezeichnete Fernsicht auf den ganzen Strand von Andalusien und auf das Hinterland hat. Mir selber hat es gewundert, daß alle Teilnehmer so flott hinaufgestiegen sind, wenn man bedenkt, daß es auch 600 Höhenmeter waren. Von der Temperatur eher kühl und windig, so haben sich alle leicht getan. Der Heimweg aber war eher lästig, vor allem der letzte Abschnitt, weil wir die ganze Stadt durchqueren mussten. Im Hotel angelangt, haben wir endlich unsere Koffer auspacken und uns für das üppige Abendessen schön machen können. Das Hotel scheint zur Zeit überbelegt, vor allem weil 90 % der anderen Hotels zu hat. Danach versuchen vor allem ältere Leute diese Jahreszeit zum Urlaub auszunutzen, weil in den Tourismuszentren wenig los ist und das gefällt vielen, so auch uns, denn so kann man sich ganz frei bewegen.
Mittwoch, 09.11.11 / Ronda
Ein herrlicher Tag ist uns wieder geschenkt. Früh stehe ich auf, geh zum Strand und wandere auf der schönen langen Strandpromenade. Schön langsam wird es heller, der Horizont färbt sich, wird gelb, dann knallrot und eine großartige Sonne zeigt sich direkt aus dem Meer aufsteigend. Welch wunderbares Gefühl. Gehe dann zum Frühstück und bei strahlend blauen Himmel fahren wir landeinwärts. Zuerst sind die Felder voller Orangenbäume, dann kommen die Olivenbäume und im Hinterland alles planierte Getreidefelder. Durch den Ersten Regen, vorige Woche, beginnt es bereits ein bisschen zu grünen und die ersten Blumen kann man sehen. Zuerst fahren wir in einen Naturpark und einem der „weißen Dörfer“ am Hang hinauf gebaut, alles enge Straßen, die Häuser ganz frisch weiß bemalt, die Straßen total sauber; aloles sieht gepflegt aus, aber keine Menschen sind zu sehen, wie ein ausgestorbenes Dorf – aber in keinem Fall vernachlässigt. Gleich am Dorfende beginnt unsere Safari über Stock und Stein. Das Gebirge sieht aus wie eine total zerklüftete Dolomitenlandschaft. Sie hat mich an die Puezberge oder an die „Steinerne Stadt“ unter dem Langkofel erinnert. Alle müssen sehr aufpassen, ja nicht zu fallen. Im Dorfe zurückgekehrt gibt es im einzigen Hotel (Gasthof) ein Mittagessen, das uns eine Frau aus Deutschland serviert. Hernach geht es weiter nach Ronda, die Stadt auf dem Berge. Es handelt sich um ein Gebirgsmassiv, ungefähr 100 m hoch, senkrecht abfallend, auf dem die Stadt Ronda gebaut ist, die aber wiederumdurch eine über 100 m tiefe Schlucht, 40 m breit geteilt ist, die aber durch eine 92 m hohe Brücke verbunden ist. Die Ansicht dieser Brücke ist überwältigend, denn der Einschnitt ist gewaltig, das Wasser tief und die Brücke einmalig. Ein Führer begleitet uns durch die Stadt und zeigt uns alle Sehenswürdigkeiten. Die Stadt Ronda hat sehr Vieles zu bieten und man braucht nur irgendwo zu graben und schon findet man Zeugnisse alter Zeiten bis über 2000 Jahre alt, denn die Stadt hat sich nie ausbreiten können, nur immer überbaut worden. Besonders auf der Rückfahrt ist mir aufgefallen, welch herrliches Land Andalusien ist und da wir logistisch hoch sind und das Wetter schön, sieht man die Geb irgskette des hohen Atlas in Afrika bestens. Inzwischen öffnet sich auf die Gruppe mehr und mehr und ein gutes Feeling ist festzustellen. Nach einem nächtlichen Spaziergang gehen wir im Hotel „Rin Nautilus“ froh und zufrieden ins Bett. Noch einige Gedanken bezüglich des Stierkampfs. In Ronda ist die Kultgur des Stierkampfs entstanden und zwar vor der Kirche auf dem Platz. Heute sieht man noch die Balkone auf der Kirchenmaujer, wo die Dorfherrn Platz genommen haben. Erst später ist die Arena auf der anderen Talseite entstanden mit ungefähr 3000 Sitzplätzen; 2 x im Jahr ist eine Aufführung. Bezüglich des Leidens der Stiere hat unser Sprecher gemeint, daß bei uns jede Kuh im Laufe ihres Lebens viel mehr leiden muss als ein Stier, beim Melken, im Stall, in der Zucht und das über Jahre. Hingegen ein Stier hat 5 Jahre herrlichstes Leben und leidet zum Schluß nur eine Stunde. Über Meinungen lässt sich streiten.
Donnerstag, 10.11.11 / Granada
Bei herrlichem Wetter starten wir sehr früh gegen Nord – Westen hinauf nach Granada. Durch diese Ost-West-Achse sieht man im Fahren, wie viele Hotels an der andalusischen Küste gebaut worden sind. Alles ist im besten Zustand, vor allem das Straßennetz ist beispielhaft. Kompliment den Architekten. Nach 2 ½ Stunden kommen wir in Granada an, auf ungefähr 800 Höhenmeter unter den leuchtend weißen Bergen der Sierra Nevada, 3483 m hoch, wo es auch viele Skilifte gibt. Von dort kommt Kühlung und Wasser. Das ist ein Grund, weshalb die Moslems vor allem im 13.-14. Jahrhundert ihren Sitz bestens ausgebaut und als Konklave in Mitten von christlichen Königen gelebt haben. Die Moslems damals waren die eigentlichen Träger der Kultur. Sie haben die alten Weisheiten und Techniken nach Spanien gebracht und im Bau der Alhambra dieses Wissen veröffentlicht. Für die Moslems war es wichtig zu zeigen die Verbindung zu Himmel und Erde und daß Gott der Sieger des Lebens ist. Deshalb hat jede Zahl, jeder Gegenstand und die ganze Architektur symbolische und mystische Bedeutung. Nichts ist dem Zufall überlassen. Jedes Ornament, jede Zahl, jede Schrift, jede Sure aus dem Koran ist eingebaut in ein harmonisches Ganzes, so wie das Wasser, das Licht und die Pflanzen die Grundelemente der Schöpfung sind. Das alles ist beim Bau der Alhambra berücksichtigt worden und wer es weiß, kann dadurch jede Wand, jeden Bogen, jede Verzierung leserlich machen und dementsprechend deuten. Nur ist dieses Wissen fast ganz verloren gegangen, weil die Christen bei der Vertreibung der Moslems ab dem 11. Jänner 1492 alles dem Verfall preisgegeben und die Burg den jeweiligen Heeren beziehungsweise den Zigeunern überlassen haben, bis endlich ein amerikanischer Wissenschaftler auf die Bedeutung der Symbolik drauf gekommen ist und den Wert dieses Kunstobjektes bekannt gemacht hat. Aber das Grundwissen war nicht mehr da. Dennoch kann man genau sehen, wie die Christen die Moscheen in Kirchen umgewandelt haben; die Grundstruktur ist arabisch. Geschichtlich interessant ist auch, daß die Moslems die Juden vertrieben und ihre Synagogen zerstört haben, um daraus Moscheen zu machen, was einige Jahrzehnte später die Christen mit den Moslems getan haben. Aber in Granada ist man nicht so radikal vorgegangen, denn sei 200 Jahren hat man sich auf die Religionsverschiedenheit eingestellt. Heute ist man froh für dies Tolleranz, denn gerade hier kann man Geschichte verstehen; das Schlimmste ist immer Denkmäler zu zerstören. Die Frau die uns heute führt, ist eine Klasse für sich, weil sie religionsgeschichtlich, soziologisch und politisch auf der Höhe ist und das ist einmalig. Anschließend besuchen wir die Altstadt und sehen, was Kaiser Karl V. alles hat bauen lassen, im Bewusstsein, daß in seinem Reiche die Sonne nie untergeht und daß er die Moslems endgültig aus Europa hinausgeworfen hat. Zu dem ist unter ihm Amerika entdeckt worden und dadurch hat diese unsere Welt nicht ein Ende sondern ist universal. Und genau das kommt heute noch in der Altstadt zum Vorschein, wo es ganz typisch arabische Gassen gibt, mit arabischen Spezialitäten von Christen geführt. Anderseits ist in Andalusien ganz besonders Afrika zu spüren, denn sämtliche Impulse sind fast immer von Afrika gekommen und nicht von Europa.
Freitag, 11.11.11 / Eljuanar – Ojen
Wir können nur von Glück reden: ein Tag schöner als der andere. Und so fahren wir voller Erwartung wieder in die Berge über 2 Stunden mit dem Bus. Die landschaft ändert sich von Kurve zu Kurve und wir kommen hoch auf circa 700 Meter zu einem „Rifugio“ , das eher ein besseres Hotel ist als eine Schutzhütte. Es ist etwas kühl und nach einem heißen Kaffee steigen wir hoch auf einem Gipfel, der wie eine Pyramide aussieht und eher steil zu besteigen ist. Oben angekommen genießen wir ein Panorama, wie es schöner nicht sein könnte. Herrliches Wetter, klare Sicht, im Norden die schneebedeckte Sierra Nevada, unter uns das Mittelmeer und im Süden der hohe Atlas von Marokko in Afrika. Was will man da mehr: 2 Kontinente um sich und unter sich. Die „Zelger Sisters“ stimmen am Gipfelkreuz den „Engel des Herrn“ an und loben und danken dabei Gott, der uns diese herrliche Welt geschenkt hat. Dann geht es an der Nordseite wieder runter durch einen Mischwald, der von Wildschweinen total aufgewühlt ist und wo alle möglichen Bäume und Pfalenzen zu sehen sind und vor allem im Frühjahr voller Orchideen ist. Am Ausgangspunkt angelangt fahren wir nach Norden weiter in eines der typischen „weisen Dörfer“ namens „Ojen“. Dieses Dorf könnte als Beispiel für viele Dörfer hergenommen werden. Das ganze alte Dorf nämlich ist belassen, so wie es noch vor 100-200 Jahren war, alles ganz frisch aufgeputzt und die Infrastrukturen sind alle außenum. Das Dorf sieht aus wie ein „St. Tropez“ (in Spanien): ganz modernes Touristenzentrum mit dem alten Kern als Attraktion, steil hinauf gebaut auf einen Bergrücken. Während die einen zu einer Weinverkostung gehen, gehen andere hinauf auf dem Berg zu einer Wallfahrtskirche, von wo man einen einmaligen Ausblick auf die Stadt ringsum und auf das Meer hat. Auch hier ist alles auffallend sauber. Es wird viel von Arbeitslosigkeit gesprochen aber auf der Straße ist sie nicht bemerkbar. Zu beklagen ist hingegen die totale Verbannung der ganzen Küstenlandschaft mit seinen tausenden und abertausenden Hotels, die im Moment alle bestens aussehen, aber auf vielen ist zu lesen „zu verkaufen“. Diese alle werden vernachlässigt und wie sieht Andalusien in ein paar Jahren aus, wenn es jetzt schon
38 % Arbeitslosigkeit gibt? Ganz sicher hat die Politik versagt, denn sie hatte nur den Baubum für den Tourismus vor und nicht die Kultur und die Landschaft. Wie Spanien damit fertig wird, werden wir in Zukunft sehen.
Samstag, 12.11.11 / El Torcal
El Torcal, ein absolutes Highlight einer Bergwanderung in Spanien. So wie immer fahren wir auch heute ungefähr 1 ½ Stunden ins Landesinnere auf etwa 1100 Höhenmeter, um von dort aus eine Wanderung durch eine der bizarrsten Bergwelten Europas zu begehen. Geologisch ist dieses Gebirge vor 300 mil. Jahren als Kalkstein unter dem Meeresspiegel entstanden bis dann durch das Zusammenrücken der Kontinentalplatten Afrika und Europa, sprich Atlasgebirge und Sierra Nevada das Zwischenland gehoben wurde bis auf über 1000 Meter und dann durch Erosion, Wind und Wetter, Eis und Hitze sich der Kalkstein zersplittert hat und heute eine zirka 20 km2 große Märchenlandschaft bildet. Es führt uns ein spanischer Bergsteiger und wenn er auch nur spanisch, dann auch englisch spricht, so haben wir doch seine Bildsprache verstanden. Zudem war er anfangs etwas skeptisch, wenn er uns gesehen hat, aber wie er dann draufgekommen ist, wie geschickt wir alle Schwierigkeiten meistern, ist er immer schneller gegangen und hat uns zu wunderbaren Bergformationen geführt. Zudem ist auch das Wetter immer klarer geworden und auf den Gipfeln hat ein starker Wind geblasen. Begeistert von dieser Bergkulisse haben wir uns in der Berghütte einen Imbiss gegönnt und sind dann weiter in die Stadt ANGEGUERA. Von dieser Stadt müsste man sehr vieles erzählen. Weil aber unser Begleiter nur ein gebrochenes Englisch von sich gibt, war es eher peinlich, ihm zu folgen. Dennoch muss gesagt werden, daß diese Stadt strategisch seit vielen Jahrtausenden von Bedeutung war, denn erstens steht sie am Schnittpunkt mehrerer großer Straßen, zweitens ist sie strategisch in einer Bergwelt von mehreren Flüssen umgeben. Deshalb war sie bis in der späteren Römerzeit die Hauptstadt des Landes, dann kamen die Moslems und haben daraus eine Festung gemacht, bis dann im 14. Jh. die Christen alle Moslems vertrieben und alle Moscheen zerstört haben. Aus den zerstörten Moscheen sind dann über 40 Kirchen und Klöster entstanden. Alle damals bekannten religiösen Orte haben dadurch eine Niederlassung in Anteguerra gehabt: Heute werden hier noch großartige Prozessionen abgehalten und die Straßen prachtvoll geschmückt. Weil aber alle Kirchen heute Nachmittag zu sind, fahren wir weiter zu den größten Dolmen der Welt, die zwischen 2.500 bis 1.900 v. Ch. Errichtet worden sind. In einem Film wird uns gezeigt, wie damals diese Leute die Bauten aufgestellt haben. Es ist verwunderlich, wenn man bedenkt, daß einzelne Steine bis zu 130 Tonnen wiegen. Was genau diese Dolmen sind, weiß bis heute noch niemand; eines aber ist sicher, sie sind nach den 4 Jahreszeiten zu Sonnenwende ausgerichtet, wo beim Aufgehen der Sonne die Lichtstrahlen genau ins Innere scheinen. Zudem sagt man, es wären Kultstätten, beziehungsweise Gräber gewesen und zwar so: die Verstorbenen werden beigesetzt, um mit dem Sonnenlicht wieder neu ins Leben gerufen zu werden. Weis es gerade noch Zeit ist, fahren wir noch schnell zum größten Salzwassersee, wo es tausende von Flamingos gibt. Leider ist der allergrößte Teil der Flamingos schon nach Afrika abgereist, es sind nur einige Hundert zurückgeblieben, die man mit dem Fernglas gut erkennen kann. Und weil die Sonne bereits beim Untergehen ist, fahren wir im Eiltempo heim, um unser letztes Abendessen in fröhlicher Runde einzunehmen. Wir müssen uns aber beeilen, denn um 3.30 Uhr werden wir geweckt für die Heimreise.
Sonntag, 13.11.11 / Heimreise
Heimreise: eine einzige Katastrophe. Um 3.30 Uhr werden wir geweckt, frühstücken und zum Flughafen gefahren. Es ist dunkel und nebelig. Wir werden eingecheckt und 5 Minuten vor dem Flug heißt es: Flugzeug kaputt. Es beginnt ein Hin – und Herlaufen auf der Suche nach Lösungen. Als Trost bekommen wir einen Gutschein fürs Essen. Sämtliche Flüge von Malaga nach Madrid sind ausgebucht. Endlich nach 7 Stunden Wartezeit ist unser Flugzeug repariert und wir landen in Madrid voller Hoffnung auf ein Weiterkommen. Wir haben 20 Minuten Zeit. Zu unserem Trost ist der Abflug nach München um eine Stunde verschoben worden. Nun beginnt das große Feilschen: wer kann wo mit. Drei von uns sind mit dem Nachtflug nach München. Aber die Tickets müssen umgebucht werden und überall sind lange Warteschlangen. Mit viel Geduld stellen wir uns an, bis plötzlich der Ruf kommt; schnell ins Flugzeug, für 3 Personen ist noch Platz. Wir laufen, was wir können und als Letzte dürfen wir im vollbesetzten Flugzeug Platz nehmen und schließlich und endlich mit 2 Stunden Verspätung in Madrid abheben. Statt um 13.00 Uhr landen 7 von unserer Gruppe um 20 Uhr in München, aber diesmal fehlt mein Koffer. Es bleibt nichts anderes übrig als auf den nächsten Flug zu warten, der die Übrigen von der Gruppe mitbringt und auch die Koffer. Endlich so gegen 24 Uhr sind alle wieder beisammen und dürfen gestresst und etwas verärgert nach Hause fahren. Wie der Anfang so das Ende; mit den Flugzeugen hatte es enorme Probleme. Nicht aber mit dem Aufenthalt in Andalusien. Schönstes Wetter immer, nette Atmosphäre in der 17 köpfigen Gruppe, tolle Stimmung beim Erklimmen der Bergspitzen und gute Führungen. Es kann gesagt werden, daß unsere Wanderwoche in Andalusien – organisiert von „Gatterer“, ein gelungenes Unternehmen war, denn wir haben kulturell, geographisch, geschichtlich und gesellschaftlich alle viel profitiert und Dank des Einsatzes aller, die Reise zum Erfolg gebracht.
Hugo Senoner